Etwas Braunes huscht unter einem Wurzelstock hervor, wieselt knapp über den laubbedeckten Boden und verschwindet in einem Asthaufen. Eine Maus? Der Winzling verrät sich akustisch. Ein selbstbewusster heller Gesang schmettert durch den Wald. Ein Zaunkönig in seinem Revier. Dieser kleine Federball unter den Vögeln fällt optisch kaum auf.

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Lebensweise: In Bodennähe und deckungsreicher Landschaft

Der Zaunkönig lebt im Wald, in Büschen, im Gestrüpp und an natürlichen Bachufern. Der kleine, braune Federball ist im Gewirr von Wurzeln, Laub, Schlick und Steinen kaum zu sehen. Das Vögelchen lebt aber auch in Gärten und Parks, sofern es ausreichend Deckung in Büschen findet. Meist ist es im Unterholz zu beobachten, seltener singen Männchen auch von höheren Warten.

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Nahrung: Insekten

Der kleine Federball sucht im bodennahen Gestrüpp nach Insekten und Spinnen, im Laub am Boden pickt er Ameisen. Auch unter halb umgekippten Wurzelstöcken sucht der Zaunkönig nach Asseln und Tausendfüsslern. Oft flitzt er in Asthaufen, wo er sich nicht nur in Sicherheit bringt, sondern Spinnen findet. Auch wenn er es mit seinem dünnen Schnabel vor allem auf Insekten abgesehen hat, nascht er ab und zu auch von Beeren. 

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Fortpflanzung und Nachwuchs

Jedes Zaunkönig-Männchen hat ein Revier. Der kräftige Gesang zeigt nicht nur anderen Männchen an, dass ein Gebiet besetzt ist, sondern Weibchen werden so auf den Sänger aufmerksam. Das Männchen baut acht bis zwölf feine, weiche Kugelnester mit seitlichem Eingang aus Moos. Das Weibchen wählt aus. Oft werden solche Nester in Asthaufen gebaut, wo die Vögel vor Feinden sicher sind. Nachdem sich das Weibchen für ein Nest entschieden hat, erfolgt die Paarung und die Ablage der etwa acht Eier. Der Kavalier versucht derweil, ein weiteres Weibchen zu einem seiner Nester zu locken. Das Weibchen kümmert sich während der Brut selbst um Nahrung und brütet auch allein, denn sein Partner ist ja anderweitig beschäftigt. Es dauert bis zu 18 Tagen bis zum Schlupf. Bis zu zehn Tagen werden die Jungen durch das Weibchen gehudert. Das Männchen kommt nur zeitweise mit Futter vorbei, meist ist es nur das Weibchen, das den Nachwuchs füttert. Die Jungen können mit etwa 15 Tagen das Nest verlassen, werden aber noch sporadisch vom Männchen gefüttert. Die nicht belegten Nester erweisen sich jetzt als nützlich. Die Kleinen ziehen sich dorthin zum Schlafen zurück.   

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Steckbrief
Wissenschaftlicher Name: (Troglodytes troglodytes)
Gewicht: 6 bis 20 Gramm
Lebenserwartung: Ungefähr vier Jahre, vom Winter abhängig
Feinde: Katzen, Marder, Wiesel, Hermeline, Elstern, Sperber und Falken
Lebensraum: Wälder, Parks, Bachufer, Gärten
Familie: Zaunkönige
Anzahl Junge: Etwa acht Eier

Der Zaunkönig und der Mensch

Viel eher als optisch fällt der Zaunkönig akustisch auf. Es ist erstaunlich, welch heller, schmetternder Gesang ein solch kleiner Vogel von sich geben kann. Auch Weibchen singen, aber dezenter und eintöniger. Das Lied des Zaunkönigs hebt die Moral von Spaziergängern. Er scheint stellvertretend für alle anderen Vögel des Waldes zu jubilieren: «Achtung, wir Vögel sind noch da!» Oft wechselt der Zaunkönig beim Singen seine Position, hebt und senkt das zierliche Schwänzchen. Der Körper wirkt wie ein kleiner Federball. So macht er seinem Namen alle Ehre. Als Winzling schlüpft er halt einfach durch Zäune. Der Zaunkönig flattert nicht nur durch Märchen und Sagen, sondern er wurde schon von antiken Schriftstellern erwähnt.

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Weitere Fakten und Wissenswertes

- Der Zaunkönig ist nicht gefährdet, da er anpassungsfähig ist und ein riesiges Verbreitungsgebiet von Japan bis nach Portugal hat.
- Der Zaunkönig bleibt meist das ganze Jahr in der Schweiz. Es gibt solche, die in mediterrane Gebiete ziehen.
- Der Zaunkönig gehört mit den Goldhähnchen zu den kleinsten einheimischen Vögeln.