Wildtiere in der Schweiz|Dieser Artikel gehört zum Dossier: Schweizer Wildtiere im Porträt
Der Rotmilan: Greifvogel im Aufwind
Unter den Schweizer Greifvögeln ist der Rotmilan vielleicht der Eleganteste. Hierzulande scheinen sich die Tiere besonders wohlzufühlen.
Der Rotmilan war in den 1950er- und 1960er-Jahren schon fast ausgerottet. Nur noch im Jura gab es 50 bis 60 Exemplare. Der Schutz der Greifvögel und viel Aufklärungsarbeit in den 1970ern brachten die Wende. Die Bestände begannen sich zu erholen. Während es bei uns danach zu einem Boom kam, verzeichneten einige unserer Nachbarländer nur einen zögerlichen Anstieg, wenn nicht gar einen Bestandseinbruch. Ungefähr rund 2800 bis 3500 Paare brüten in der Schweiz, dies entspricht etwa zehn Prozent des Weltbestandes.
Lebensweise: Eleganter Flieger
Der Rotmilan ist nach Bartgeier und Steinadler der drittgrösste einheimische Greifvogel. Die Vögel können stundenlang auf ihren schmalen, langen Flügeln über den Feldern und Wiesen kreisen. An seiner rostroten Färbung und dem langen Schwanz kann man ihn leicht erkennen.
Das Zugverhalten der Vögel hat sich in der letzten Zeit verändert. Früher sind im Herbst alle Schweizer Rotmilane auf die Iberische Halbinsel gezogen, um dort zu überwintern. Doch je älter die Vögel werden, desto eher blieben sie in der Schweiz. Mittlerweile überwintert rund die Hälfte der Schweizer Rotmilane hierzulande. Ein beachtlicher Teil dieser Vögel versammelt sich abends jeweils an gemeinsamen Schlafplätzen, die über 100 Individuen umfassen können.
Nahrung: Nicht nur Mäuse
Warum sich der «elegante Segelflieger» in der Schweiz derart wohl fühlt, untersucht die Vogelwarte Sempach seit 2015 in einem Forschungsprojekt. Dies habe ergeben, dass der Rotmilan bei seiner Nahrungswahl nicht wählerisch sei.
So verspeise der Vogel nebst Mäusen und Würmern auch Aas und Abfall. Grosse Gruppen von Rotmilanen versammelten sich auch, um gemeinsam verletzte oder tote Tiere zu fressen. Rotmilane erfüllen eher die ökologische Funktion eines Geiers als des agilen Jägers.
Steckbrief Rotmilan
Wissenschaftlicher Name: Milvus milvus
Gewicht: Weibchen: 750 bis 1‘300 Gramm
Lebenserwartung: zwischen 5 und 25 Jahren
Feinde: Erwachsene Tiere kaum natürliche Feinde, für Jungtiere Uhu, Habicht und Baummarder.
Lebensraum: offene, reich strukturierte Landschaften
Familie: Habichtartige (Accipitridae)
Anzahl Eier: zwei bis drei
Fortpflanzung und Nachwuchs
Während der Balzzeit können Paare beim eindrucksvollen «Kunstfliegen» beobachtet werden. Das Nest des Rotmilans ist weit oben in Bäumen zu finden. Das Weibchen legt im Frühling zwei bis drei Eier. Während es brütet, bringt ihm das Männchen fleissig Futter. Erst nach vier bis fünf Wochen schlüpfen die Küken. Sie sind etwa sieben Wochen lang im Nest. Nach dem Wachsen der wasserdichten, braun gefärbten Federn, sind die Jungen etwa Mitte Juli alt genug, um auszufliegen.
Weitere Fakten und Wissenswertes
Rotmilane können zwar bis zu 25 Jahre alt werden, für die meisten Tiere endet aber schon der erste Wegzug tödlich. Nur gerade 60 bis 65% eines Geburtsjahrgangs überlebt das erste Lebensjahr. Nahrungsmangel, Abschüsse und Stromleitungen sind die Hauptgründe dafür.
Die Vögel sind eher still, vor allem ausserhalb der Balzzeit und weit weg vom Horst. Bei Nahrungsstreitigkeiten mit anderen Vögeln wie Krähen oder Bussarden kann es allerding laut werden.
Wie alle Greifvögel stösst auch der Rotmilan ab und zu ein Gewölle (unverdaute Nahrungsreste) aus. Dieses besteht aus Haaren, Knochen, Insektenpanzer etc.
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