Rund 1.8 Millionen Hauskatzen leben in der Schweiz. Viele der «Büsis» geniessen Freigang und erkunden ihre Ortschaft. Zusätzlich sind etliche verwilderte Katzen unterwegs. Es gibt in der Schweiz aber auch Samtpfoten, welche nie Stubentiger waren. 

Die Europäische Wildkatze oder auch Waldkatze genannt, lebt vor allem in den Wäldern im Juragebirge. Im Gegensatz zu den Hauskatzen ist die Wildkatze etwas massiger, kraftvoller und hat im Verhältnis zum Körper längere Beine. Das Fell ist dicht und langhaarig. Die Vierbeiner sehen einer getigerten Hauskatze so ähnlich, dass es nicht immer einfach ist, sie zu unterscheiden. 

Lebensweise: Scheu und einzelgängerisch 

Wildkatzen sind in der Dämmerung und in der Nacht aktiv. Sie verhalten sich scheu und meiden die Nähe zum Menschen. Die Tiere sind als Einzelgänger unterwegs und verteidigen ihr Revier, welchem sie standorttreu sind, gegen Artgenossen. Sie mögen Laub- und Mischwälder, wo sie von Menschen nicht gestört werden. Deckung ist ihnen wichtig, nur in Ausnahmefällen wagen sie sich auf ein unsicheres, offenes Gelände. Den Tag verschlafen Wildkatzen gerne in bodennahen Baumhöhlen oder in hohlen Baumstämmen. 

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Nahrung: Mäuse und Ratten 

Um an Nahrung zu kommen, begibt sich die Wildkatze auf die Jagd. Sie schleicht sich an ihre Beute heran und greift sie mit einem Sprung überraschend an. Sie ernährt sich hauptsächlich von Wühlmäusen und Ratten, zudem stehen gelegentlich Vögel, Kaninchen, Eichhörnchen und Fische auf dem Speiseplan. Die Vierbeiner lauern den Beutetiere entweder auf oder entdecken sie zufällig beim Streifen durchs Revier.  

Steckbrief 
Wissenschaftlicher Name: Felis silvestris 
Gewicht: zwei bis sieben Kilogramm 
Lebenserwartung: bis zu zwölf Jahre 
Feinde: Luchs und Wolf; Uhu, Adler und Habicht für Jungtiere 
Lebensraum: Grosse, alte und strukturreiche Misch- oder Laubwälder 
Familie: Katzen (Felidae)
Anzahl Junge: zwei bis vier, maximal sechs Junge pro Wurf 

Fortpflanzung und Nachwuchs  

Die Paarungszeit erfolgt zwischen Januar und März, im April oder Mai finden dann die Geburten statt. Die Jungtiere werden bis drei Monate lang gesäugt und sind ab einem Alter von zwölf Wochen fähig, der Mutter auf die Jagd zu folgen. Im späten Herbst ist der Nachwuchs dann meistens selbständig und verlässt die Mutter, um ein eigenes Revier zu suchen. 

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Die Wildkatze und der Mensch    

Wie viele andere Tiere auch wurde die Wildkatze als vermeintlicher Schädling verfolgt und gejagt. Die Art galt um 1960 in der Schweiz praktisch als ausgestorben. Eine Wiederbesiedlung im Jura mit Tieren aus Frankreich sorgte für eine deutliche Stärkung der Population. Die Wildkatze gilt seither als geschützt. Es gibt Anzeichen dafür, dass sich die Wildkatzen auch ausserhalb des Juras ausbreiten. Besonders weil sie sich mit Hauskatzen vermischen, also sich hybridisieren, ist die Art gefährdet. 

Zähmen lässt sich eine Wildkatze generell nicht. Auch in Gefangenschaft geborene Tiere wollen mit dem Menschen nichts zu tun haben und lassen sich nicht freiwillig anfassen.

Weitere Fakten und Wissenswertes   

  • Unsere Hauskatzen stammen nicht von der Europäischen Wildkatze ab. Die Stubentiger gehen genetisch auf die afrikanisch-asiatische Wildkatze zurück. 

  • Hauskatzen und Wildkatzen können sich paaren und fortpflanzungsfähige Junge gebären. 

  • Das Streifgebiet der Kater ist 1’500 bis 3’000 Hektare gross, während das der Weibchen «nur» 300 bis 800 Hektare zählt. 

  • Forscher platzieren im Wald Holzlatten, die mit Baldrian eingesprüht sind. Die Wildkatzen können dem Geruch nicht widerstehen und reiben sich genüsslich daran. Sie hinterlassen dabei Haare am rauen Stock, welche nach einer Analyse Aufschluss über die genetischen Eigenschaften des Tieres geben. 

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