Wildtiere in der Schweiz|Dieser Artikel gehört zum Dossier: Schweizer Wildtiere im Porträt
Der Maulwurf: Tunnelbauer im Garten
Seine Anwesenheit wird durch Hügel aus Erde verraten. Der Maulwurf gräbt mit seinen Schaufelhänden im Boden Tunnel und drückt den «Bauschutt» an die Erdoberfläche – wodurch die berühmten Maulwurfshügel entstehen.
Durch Kinderbücher hat der Maulwurf vielerorts an Bekanntheit gewonnen. Ansonsten lebt das Säugetier aber eher unsichtbar unter der Erde. Trotzdem wird schnell klar, wo er sich aufhält: Die Maulwurfshügel verraten seinen Standort. Doch nicht alle heissen den Pelzträger willkommen. Besonders in den Gärten ist er oft unerwünscht.
Lebensweise: Das Tunnelsystem
Mit seinen Schaufelhänden gräbt der Maulwurf verzweigte Tunnelsysteme, die bis zu 200 Meter lang werden und bis 70 Zentimeter tief unter der Erde liegen. Dabei richtet er sich ein «Schlafzimmer» ein, aber auch eine Nist- und eine Vorratskammer. In nur einer Nacht kann ein Maulwurf einen bis zu 75 Meter langen Tunnel graben. In 20 Minuten kann er bis zu sechs Kilogramm Erde schaufeln. Das Revier eines Maulwurfs umfasst 2000 Quadratmeter.
Überschüssige Erde schaufelt er an die Oberfläche, so entsteht ein Maulwurfshügel. Der Maulwurf lebt wie ein Schichtarbeiter: Er gräbt vier Stunden, jagt vier Stunden, sucht vier Stunden lang Nahrung und schläft danach vier Stunden. Und dann gräbt er wieder vier Stunden. Generell hält der Europäische Maulwurf keinen Winterschlaf, sondern ist auch während der kälteren Jahreszeit aktiv.
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Nahrung: Spezialist für Regenwürmer
Der Maulwurf ernährt sich von Insekten und Regenwürmern. Diese findet er meist beim Graben unter der Erde oder beim Durchstreifen seines unterirdischen Reiches. Hierbei verschlingt er Regenwürmer von bis zu acht Zentimeter Körperlänge vollständig, grössere zerbeisst er. Pro Jahr kann ein Maulwurf bis zu 30 Kilogramm Regenwürmer verspeisen. Ohne Futter kann der Maulwurf nur knapp 24 Stunden überleben.
Steckbrief
Wissenschaftlicher Name: Talpa europaea
Gewicht: 45 bis 100 Gramm
Lebenserwartung: Drei bis fünf Jahre
Feinde: Vögel, wie Eulen, Waldkäuze, Mäusebussard, sowie Raubtiere, wie der Rotfuchs und Marderarten
Lebensraum: Tunnelsystem in einer tiefgründigen, lockeren Bodenstruktur
Familie: Maulwürfe
Anzahl Junge: Drei bis vier
Fortpflanzung und Nachwuchs
Mit anderen Maulwürfen wollen die Tiere generell nichts zu tun haben. Der Maulwurf lebt als Einzelgänger und verteidigt sein Territorium vehement. Nur zur Paarungszeit im Frühling treffen sich Männchen und Weibchen. Nach vier Wochen Tragzeit kommen drei bis vier Jungtiere zur Welt, welche zu Beginn nackt und blind sind. Nach zwei Monaten ist der Nachwuchs selbstständig und sucht sich ein eigenes Revier.
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Der Maulwurf und der Mensch
Das Zusammenleben von Maulwurf und Mensch bietet Konfliktpotential, vor allem seine Erdhügel sind vielen Gärtnern ein Dorn im Auge. Oft ist der Maulwurf im Garten deshalb unerwünscht. Mit Fallen oder Gift werden die Tiere getötet. In der Schweiz sind die Tiere nicht geschützt und dürfen deshalb gejagt werden. Dabei hat der Maulwurf durchaus eine Rolle als Nützling. Die Anwesenheit des Tieres ist ein Anzeichen für einen guten Zustand des Bodens. Die aufgelockerte Erde kann ideal als Blumen- oder Gartenerde verwendet werden.
Will man den Maulwurf trotzdem vertreiben, gibt es Alternativen zu den tödlichen Fallen. Als Abwehrmittel dient zum Beispiel eine Brühe aus Holunder, Knoblauch und Thuja, welche in kleinen Dosen in den Gängen platziert wird. Der Geruch hilft dabei die Maulwürfe zu vertreiben. Auch auf Geräusche reagieren sie empfindlich. Wenn regelmässig der Rasen durch Fussball spielen, herumrennende Kinder oder Hunde «erschüttert» wird, sucht der Maulwurf sich bald ein neues Zuhause.
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Weitere Fakten und Wissenswertes
Der Name «Maulwurf» leitet sich vom althochdeutschen Wort «Moltewurf» ab – «Molte» bedeutet Erde. Somit heisst der Maulwurf übersetzt «Erdwerfer».
Maulwürfe sind fast blind. Sie können nur Hell und Dunkel unterscheiden. Zur Orientierung und zur Nahrungssuche bedient er sich spezieller Tastorgane und Tasthaare an der Schnauze. Diese nehmen kleinste Erschütterungen, Bewegungen und sogar Luftdruckveränderungen wahr. So ist er immer schnell zur Stelle, wenn ein Regenwurm in einen seiner Gänge fällt.
Sein Geruchssinn ist extrem gut ausgeprägt. Der Maulwurf kann mit jedem Nasenloch gleichzeitig einen anderen Duft riechen.
Der Maulwurf schafft ein flottes Tempo von vier Kilometern pro Stunde. Er kann schnell durch seine Tunnel laufen und schlägt sogar Purzelbäume – immer dann, wenn er sich in einem Gang in die entgegengesetzte Richtung drehen möchte.
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